Aufarbeitung Korntal: Erinnerungsveranstaltung im Sommer 2022 geplant

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Ein weiterer Meilenstein ist erreicht - Foto: Randgruppe/pixabay

Der Aufarbeitungsprozess von Missbrauchsfällen in Kinderheimen der Evangelischen Brüdergemeinde und ihrer Diakonie in Korntal und Wilhelmsdorf in den 1950er bis 1980er Jahren erreicht einen weiteren Meilenstein. Rund vier Jahre nach Veröffentlichung des Aufklärungsberichts im Juni 2018 planen die Verantwortlichen von Brüdergemeinde und Diakonie im Juni 2022 eine öffentliche Erinnerungsveranstaltung. An deren Planung und Durchführung wirken auch Betroffene mit.

Gemeinsam Erinnern und Mahnen

Nachdem sich die Fortsetzung eines ersten Treffens mit Betroffenen im Frühjahr 2020 Corona-bedingt mehrmals verzögert hatte, werden sich die Ev. Brüdergemeinde Korntal und ihre Diakonie Anfang April 2022 ein weiteres Mal mit Betroffenen treffen, um gemeinsam über die Ausgestaltung der Veranstaltung zu sprechen. Bereits beschlossen ist, dass ein Künstler mit der Konzeption und Fertigung von Skulpturen beauftragt wurde, die als Gedenk- und Mahnmale aufgestellt werden und im Rahmen der Veranstaltung gesetzt werden sollen.

Die Erinnerungsveranstaltung ist für Samstag 25. Juni 2022 geplant. Dass Betroffene ihre Vorschläge einbringen können, ist den Verantwortlichen wichtig, betont Pressesprecher Gerd Sander: „Einige Betroffene haben bereits konkret Interesse bekundet, in einer Ausstellung Kunstwerke zu präsentieren, in denen sie ihre Erfahrungen persönlich verarbeitet haben. Auch als Teilnehmende an der Podiumsdiskussion, in der das Thema Aufarbeitung aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden soll, können sich interessierte Betroffene einbringen.“

Gespräche mit der Aufklärerin weiterhin möglich

105 Interviews von Betroffenen mit der Aufklärerin Frau Dr. Baums-Stammberger wurden im Aufklärungsbericht, der im Juni 2018 veröffentlicht wurde, berücksichtigt. Seitdem wurden 48 weitere Gespräche geführt. „Aus Sicht der beiden Aufklärer, Frau Dr. Baums-Stammberger und Prof. Dr. Benno Hafeneger, geben die Interviews allerdings keinen Anlass für einen Ergänzungsbericht“, erklärt Gerd Sander. Ehemalige betroffene Heimkinder haben im Rahmen der Interviews auch künftig die Möglichkeit, einen Antrag auf Anerkennungsleistungen zu stellen (Kontaktdaten am Ende der Pressemitteilung). Betroffenen, die einen Antrag gestellt haben, wurden Beträge bis zu 20.000 Euro ausgezahlt.

Dialog und Beteiligung bleiben wichtig - Klaus Andersen in neuer Rolle

Der Dialog mit allen Anspruchsgruppen und die Beteiligung der Betroffenen waren der Ev. Brüdergemeinde und ihrer Diakonie beim Aufarbeitungsprozess von Anfang an wichtig. „Wir haben im Laufe der Jahre viel gelernt, insbesondere im Gespräch und Umgang mit Betroffenen“, so Klaus Andersen. Als ehemaliger Weltlicher Vorsteher der Ev. Brüdergemeinde Korntal (bis November 2021) war Andersen maßgeblich an der Initiierung und Umsetzung des Aufarbeitungsprozesses beteiligt. In seiner neuen Rolle als Vorsitzender des „Komitees Aufarbeitung und Prävention“ steht er weiterhin ehrenamtlich zur Verfügung. Andersen blickt nach vorn: „Wir bleiben als Brüdergemeinde und Diakonie auch nach dem nächsten Meilenstein, der Setzung der Erinnerungsstelen, gesprächsbereit. Sich auszutauschen, die Sichtweise der oder des anderen zu verstehen und lernfähig zu bleiben, zeugt von Respekt und Wertschätzung und ist in jeder Hinsicht für alle Beteiligten wertvoll.“ Das „Komitee Aufarbeitung und Prävention“ will als interdisziplinär zusammengesetzte Expertengruppe die Ev. Brüdergemeinde und ihre Diakonie in Fragen der Aufarbeitung unterstützen und dazu beitragen, dass das vorhandene Modell für Schutz und Prävention weiterentwickelt werden kann. Sie will ebenfalls Ansprechpartner für Betroffene sein sowie Anlaufstelle für Institutionen, die sich mit dem Thema Aufarbeitung auseinandersetzen.

Stetige Weiterentwicklung der Präventions- und Schutzkonzepte

„Seit der Veröffentlichung des Aufklärungsberichts 2018 haben wir in der Brüdergemeinde und in der Diakonie intensiv und kontinuierlich am Thema Schutz und Prävention weiter gearbeitet“, berichtet Diakonie-Geschäftsführer Veit-Michael Glatzle, der von Anfang an am Aufklärungsprozess beteiligt war. „In sämtlichen Arbeitsbereichen haben wir zuständige Personen benannt und qualifiziert, Schulungen für alle Haupt- und Ehrenamtlichen durchgeführt und die bereits bestehenden Präventions- und Schutzkonzepte stetig weiterentwickelt. Wir freuen uns, dass uns mit Klaus Andersen eine erfahrene Persönlichkeit und mit dem „Komitee Aufarbeitung und Prävention“ ein Expertenteam zur Verfügung stehen werden, die uns als kompetente Gesprächspartner auch künftig dabei begleiten“, so Glatzle.

Institutionelle Verankerung ist primäre Aufgabe für kommende Jahre

Mit Jutta Arndt, die seit Juni 2021 - neben Veit-Michael Glatzle, der zur Jahresmitte in den Ruhestand geht - Geschäftsführerin der Diakonie ist, und Dieter Weißer, der im November 2021 als Nachfolger von Klaus Andersen zum Weltlichen Vorsteher gewählt wurde, haben sich die personellen Zuständigkeiten erweitert. Auch die beiden neuen Verantwortlichen sehen in der Erinnerung und Mahnung an die Missbrauchsgeschehen vor allem eine Chance. Jutta Arndt äußert sich zum bisherigen Aufarbeitungsprozess folgendermaßen: „Was passiert ist, ist schrecklich und wir können es nicht ungeschehen machen. Aber wir haben als Institution Verantwortung übernommen und gemeinsam mit den Betroffenen einen Weg für Aufklärung und Aufarbeitung gefunden. Das war für alle Beteiligten sehr wichtig.“ Und Dieter Weißer ergänzt: „Als Verantwortliche der Evangelischen Brüdergemeinde und ihrer Diakonie sind wir uns im Klaren darüber, dass die institutionelle Verankerung von Aufarbeitung und Erinnerung zu unseren Hauptaufgaben für die Zukunft zählen.“

Kontakt zur Aufklärerin:
Frau Dr. Brigitte Baums-Stammberger, Tel. 0174-7121108, E-Mail: aufklaerung.korntal@gmx.de

Die 1823 gegründete Diakonie der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal unterhält mit insgesamt rund 650 Mitarbeitenden mehrere Einrichtungen der Jugend- und Altenhilfe, Kindertageseinrichtungen, einen Schulbauernhof sowie offene Betreuungsangebote und Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) für Kinder und Jugendliche. Hauptstandorte sind Korntal bei Stuttgart und Wilhelmsdorf bei Ravensburg. Geschäftsführende sind Jutta Arndt und Veit-Michael Glatzle. Die 1819 gegründete Evangelische Brüdergemeinde Korntal ist als selbstständige evangelische Gemeinde vertraglich mit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg verbunden. Geistlicher Vorsteher ist Pfarrer Jochen Hägele, Weltlicher Vorsteher sowie Vorsitzender des Diakonie-Aufsichtsrats Dieter Weißer.

Pressestelle der Diakonie der Ev. Brüdergemeinde Korntal gGmbH
Gerd Sander (Pressesprecher)
g.sander@diakonie-bgk.de, M: 0163.744.2222
presse@diakonie-bgk.de, T: 0711.839877-0
www.diakonie-korntal.de
Zuffenhauser Straße 1, 70825 Korntal-Münchingen

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